Was ist Solastalgie?
Die Klimakrise hinterlässt nicht nur physische Spuren in unserer Umwelt, sondern auch in unserer Psyche. Solastalgie beschreibt das Gefühl der Trauer, des Verlustes und der Entfremdung, das Menschen empfinden, wenn sich ihre gewohnte Umgebung durch Umweltveränderungen verschlechtert.
Der Begriff wurde vom Umweltphilosophen Glenn Albrecht geprägt und setzt sich aus „Solace“ (Trost) und „Nostalgie“ (Sehnsucht nach Vergangenem) zusammen. Menschen, die von Solastalgie betroffen sind, fühlen sich emotional entwurzelt, weil die Natur, mit der sie eine tiefe Verbindung hatten, zerstört wird.
Beispiele für Solastalgie:
✔ Ein Küstenbewohner*innen, deren Heimat durch den steigenden Meeresspiegel bedroht ist.
✔ Menschen, die zusehen müssen, wie alte Wälder Bränden oder Rodungen zum Opfer fallen.
✔ Eine Gemeinschaft, die durch Dürre oder Überschwemmungen ihre Lebensgrundlage verliert.
💡 Studien zeigen, dass Solastalgie zu Stress, Angst und depressiven Symptomen führen kann (Albrecht, 2007). Doch es gibt Möglichkeiten, mit diesen Gefühlen umzugehen.
Warum erleben Menschen Trauer und Verlustgefühle durch die Klimakrise?
Die Verbindung zur Natur ist für viele Menschen essenziell für ihr Wohlbefinden. Wenn Wälder verschwinden, Seen austrocknen oder extreme Wetterereignisse zunehmen, fühlen wir nicht nur Umweltverlust – wir spüren einen persönlichen Verlust.
🔹 Verlust der Heimat – Umweltveränderungen können Menschen entwurzeln.
🔹 Gefühl der Hilflosigkeit – Viele empfinden Ohnmacht gegenüber globalen Klimaveränderungen.
🔹 Generationsübergreifende Sorgen – Viele Menschen machen sich Sorgen über die Zukunft ihrer Kinder und Enkel.
Das wirkt sich auf unsere mentale Gesundheit aus (Fritze, 2009). Besonders stark betroffen sind indigene Gemeinschaften und Menschen, die in direkter Abhängigkeit zur Natur leben. Doch auch in Städten fühlen sich Menschen entfremdet, wenn Natur verschwindet oder das Klima extremer wird.
Tipps für den Umgang mit Solastalgie
Obwohl Solastalgie ein schmerzhaftes Gefühl ist, gibt es Wege, um damit umzugehen:
1. Die eigenen Emotionen anerkennen
Verdrängung hilft nicht. Nimm deine Gefühle bewusst wahr. Es ist normal, Trauer zu empfinden, wenn sich geliebte Orte verändern oder verschwinden.
2. Verbundenheit mit der Natur stärken
Zeit in der Natur verbringen – Spazierengehen, Gärtnern oder Waldbaden kann Trost spenden.
Kreativen Ausdruck nutzen – Kunst, Schreiben oder Musik helfen, Emotionen zu verarbeiten.
In einem Radiobeitrag des WDR 5 “Der Wald und wir” kannst du dazu mehr erfahren.
3. Aktiv werden & Handlungsfähigkeit stärken
✅ Lokalen Umweltschutz unterstützen – Engagement in Naturschutzgruppen gibt ein Gefühl der Kontrolle.
✅ Gemeinschaft suchen – Der Austausch mit Gleichgesinnten kann emotionale Unterstützung bieten.
✅ Nachhaltige Routinen etablieren – Bewusster Konsum und Klimaschutz im Alltag können helfen, positive Veränderungen zu bewirken.
4. Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen
Wenn Solastalgie zu starken psychischen Belastungen führt, kann eine Therapie oder Beratung helfen. Klimapsychologie ist ein wachsendes Feld, das Menschen unterstützt, die unter den psychischen Folgen des Klimawandels leiden.
Fazit: Solastalgie als Antrieb für Veränderung nutzen
Solastalgie zeigt, dass die Verbindung zwischen Mensch und Natur tief in uns verwurzelt ist. Anstatt sich von Trauer überwältigen zu lassen, können wir diese Emotionen als Motivation für nachhaltiges Handeln nutzen.
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Hier findest du die Quellen aus dem Text:
Albrecht G, Sartore GM, Connor L, Higginbotham N, Freeman S, Kelly B, Stain H, Tonna A, Pollard G. (2007). Solastalgia: the distress caused by environmental change. Australas Psychiatry. 2007;15 Suppl 1:S95-8. doi: 10.1080/10398560701701288. PMID: 18027145.
Fritze, J.G., Blashki, G.A., Burke, S. et al. (2008). Hope, despair and transformation: Climate change and the promotion of mental health and wellbeing. Int J Ment Health Syst 2, 13 (2008).