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Jugend & Klimaschutz

Die Barmer Krankenkasse hat im Oktober 2022 eine Sinus-Studie durchführen lassen. Die Studie wurde anhand von rund 2.000 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren erhoben.  

Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen immer stärker ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit entwickeln. In diesem Newsletter möchten wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse der Studie vorstellen.

Klimawandel als ernsthaftes Problem

51 Prozent der Jugendlichen betrachten den Klimawandel als ein ernsthaftes Problem, wie die Sinus-Studie der Barmer Krankenkasse zeigt. 

Insbesondere die Zunahme von extremen Wetterphänomenen (Hitze/Dürren, Starkregen, Stürme, etc.) flößt 55% der Jugendlichen Angst ein. Am zweithäufigsten wird die Furcht vor dem Verlust von Lebensraum für Tiere und Menschen (43%) genannt. An dritter Stelle rangieren mit 30% mögliche Kriege um Wasser. Dies passt zu der hohen Angst vor Dürren und Hitze. 28% der Jugendlichen nennen die Angst vor dem Anstieg des Meeresspiegels durch Abschmelzen der Polkappen. 

Die Jugend setzt sich zunehmend für Klimaschutz ein

Die zunehmenden Auswirkungen auf die Natur bekommen große Aufmerksamkeit von den Jugendlichen. Viele sind sich bewusst, dass sie selbst einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können.

Laut der Sinus-Studie setzen sich immer mehr junge Menschen für Nachhaltigkeit ein. Bei fast allen gelisteten Handlungsoptionen sind die Jugendlichen mehrheitlich eher oder bestimmt bereit, zum Schutz des Klimas etwas zu tun. 

Bei den medial aufgeladenen Themen Duschen und Heizen zeigen Jugendlichen hohe Verzichtbereitschaft, wobei sie lieber kürzer duschen (81% bestimmt & eher) und weniger heizen (74% bestimmt & eher) als kälter zu duschen (57%  bestimmt & eher).

Auch zum Vermeiden von Verpackungen sind 86% (bestimmt & eher) der Jugendlichen bereit.

ÖPNV beliebter als das Fahrrad

Allerdings findet nur das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln, um zur Schule/Arbeit/Ausbildungsstätte zu fahren, auch eine eindeutige Mehrheit (53%), die dies bestimmt tun würde (86% bestimmt & eher). Nur 39% der Jugendlichen würden bestimmt das Rad als Transportmittel zur Schule/Arbeit/Ausbildungsstätte nutzen. Weitere 32% zeigen eher eine Bereitschaft auf das Rad umzusteigen, fast genauso viele (30%) lehnen das Rad eher & bestimmt ab. Hier ist also eine klare Präferenz für den ÖPNV festzustellen.

Im Bereich elektronische Geräte und digitale Medien zeigt sich ein uneinheitliches Bild

So sind 78% der Jugendlichen (bestimmt & eher) bereit, sich seltener ein neues Smartphone zu holen (Definition „seltener“ wurde nicht abgefragt) und 77% würden auch (bestimmt & eher) auf den Stand-by-Modus bei Geräten verzichten.

Digitale Medien nur sparsam zu nutzen ist dagegen nur für 37% eher oder bestimmt eine Handlungsoption und gehört damit zu den drei Handlungsoptionen auf der Liste, die nicht mehrheitsfähig sind.

Änderungen bei der Ernährung sehr kontrovers

Mehr als drei Viertel der Jugendlichen (77%) bevorzugen bestimmt und eher regionale oder Bioprodukte, 64% (bestimmt & eher) würden weniger Fleisch und 55% (bestimmt & eher) weniger Milchprodukte essen. Auffällig ist hier, das dies jeweils deutlich mehr auf Mädchen als auf Jungen zutrifft.

Auf Flugreisen zu verzichten oder Secondhand einzukaufen, findet bei knapp zwei Drittel der Jugendlichen Zustimmung (63% bzw. 62% bestimmt & eher).

Andere zu mehr Klimaschutz zu motivieren, ist unter Jugendlichen ebenfalls mehrheitlich verbreitet: So zeigen 59 % die Bereitschaft, dass sie dies bestimmt oder eher täten.

Jugendliche mit niedrigen Bildungsabschluss möchten seltener auf neue Smartphones, Mediennutzung und gewohntes Essensverhalten verzichten. Ebenso zeigt sich die Gruppe der Jugendlichen, die unter einer Vielzahl an sozialen Benachteiligungen leiden, am häufigsten überdurchschnittlich zurückhaltend, was persönliche Handlungsbereitschaft anbetrifft.

Psychische Auswirkungen belasten

Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. Die Sorge um die Zukunft und die Auswirkungen des Klimawandels belastet die Befragten und macht den Jugendlichen auch mehrheitlich (64%) immer noch Angst: So verspüren 37% der Jugendlichen große Angst vor dem Klimawandel (Werte 8 bis 10 auf einer 10- Skala von 1=macht mir überhaupt keine Angst bis 10=macht mir ausgesprochen große Angst) und 27% eher Angst (Werte 6 und 7). Vor allem Mädchen (43%) fürchten sich sehr stark vor dem Klimawandel.  

Obwohl „nur“ knapp ein Viertel der Jugendlichen (23 %) negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit in die Top 3 ihrer Ängste bei den Klimafolgen aufnehmen, so rechnet doch eine Mehrheit (56%) eher mit solchen Konsequenzen.

Unter die Top 3 der Auswirkungen kommt die Sorge vor einem Anstieg tropischer Erkrankungen in Deutschland ( 22%), Hitzschlag (12%) und Depressionen (10%). 

Gender Aspekt: Mädchen involvierter

Vereinfacht kann man sagen, mehr Mädchen sehen Nachhaltigkeit als drängendes Thema, haben mehr Angst vor den Folgen des Klimawandels, sind aber auch bereit, sich dafür zu engagieren. Auffallend ist, dass Mädchen insgesamt deutlich eher als Jungen bei Essensthemen, der Mediennutzung und der Aktivierung anderer handlungsbereit sind.

Fazit: Spannende Erkenntnisse mit Einschränkungen

Die Sinus-Studie der Barmer Krankenkasse zeigt, dass Nachhaltigkeit eine hohe Wichtigkeit für junge Menschen hat. Allerdings wollen wir nicht verschweigen, dass es hier auch deutliche Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts und des Bildungsgrads gibt. 

Drei der angefragten Verhaltensänderungen fanden keine Mehrheit: Keine Milchprodukte (71% eher & nicht), weniger Medienkonsum (64% eher & nicht) und kein Fleisch essen (61% eher & nicht). An der Spitze stehen die Nutzung des ÖPNV (86% bestimmt & eher), Abfallvermeidung (86% bestimmt & eher) und kürzer duschen (81% bestimmt & eher).

Quelle: https://www.sinus-institut.de/media-center/studien/barmer-jugendstudie-2022-23